HL. MESSE IN DER AUSSERORDENTLICHEN FORM
des römischen ritus
Meßfeiern im außerordentlichen Ritus in St. Marien, Herzogenrath / Kleikstraße
Missa cantata
Montags, 18.30 Uhr – Samstags, 9.00 Uhr
Montags, 18.30 Uhr – Samstags, 9.00 Uhr

Vatican-Magazin, Heft 12/2008:
Nostalgie oder Avantgarde?-Warum die "Alte Messe" keine alte Messe ist
von Pfarrer Dr. Guido Rodheudt
Es mag die Machtübernahme der Krämerseelen in der Kirche sein, die Schuld daran ist, daß sie den einzigen Ort, an dem der Mensch in Reinheit seine Ideale findet und sich sogar mit ihnen unterhalten kann - ihren Kultraum -, ausgemistet hat wie den Stall des Augias. Und dabei in den Worten, Klängen und Formen - den Schatzkammern des Kultes - die Heiligkeit unter dem Mantel der Reform herausgekehrt hat wie Herakles den Mist der dreitausend Rinder. Die Kirche hat zugelassen, daß das Praktische wichtiger werden konnte als das Heilige und aus der "heiligen" Messe eine "alte" Messe wurde. Die "alte Messe" aber ist nötig zur Gesundung der Kirche, sie ist keine Spielwiese für "Nostalgiker", schreibt der Autor dieser Disputa, einem Plädoyer für die Meßfeier nach dem Papst Benedikt zugelassenen außerordentlichen Ritus. Und es ist ein Plädoyer für eine Avantgarde, die die "alte Messe" wieder auf den Leuchter stellt.
Zum vollständigen Text hier (PDF).
Nostalgie oder Avantgarde?-Warum die "Alte Messe" keine alte Messe ist
von Pfarrer Dr. Guido Rodheudt
Es mag die Machtübernahme der Krämerseelen in der Kirche sein, die Schuld daran ist, daß sie den einzigen Ort, an dem der Mensch in Reinheit seine Ideale findet und sich sogar mit ihnen unterhalten kann - ihren Kultraum -, ausgemistet hat wie den Stall des Augias. Und dabei in den Worten, Klängen und Formen - den Schatzkammern des Kultes - die Heiligkeit unter dem Mantel der Reform herausgekehrt hat wie Herakles den Mist der dreitausend Rinder. Die Kirche hat zugelassen, daß das Praktische wichtiger werden konnte als das Heilige und aus der "heiligen" Messe eine "alte" Messe wurde. Die "alte Messe" aber ist nötig zur Gesundung der Kirche, sie ist keine Spielwiese für "Nostalgiker", schreibt der Autor dieser Disputa, einem Plädoyer für die Meßfeier nach dem Papst Benedikt zugelassenen außerordentlichen Ritus. Und es ist ein Plädoyer für eine Avantgarde, die die "alte Messe" wieder auf den Leuchter stellt.
Zum vollständigen Text hier (PDF).

Neuer Anfang für eine alte Liturgie
Am 7. Juli 2007 hat unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI, in seinem von ihm selbst verfaßten Schreiben (motu proprio) „Summorum Pontificum“ den bis 1969 in der Kirche allgemein verbindlichen Ritus der Hl. Messe wieder dem allgemeinen Gebrauch geöffnet. Man nennt diesen klassischen römischen Ritus auch den „Tridentinischen Ritus“, weil er seine letzte große Reform durch den Konzil von Trient (1545–1563) erfahren hat. Im wesentlichen geht aber die Art und Weise (usus) die Heilige Messe nach dem tridentinischen Meßbuch zu feiern, auf die Zeit Papst Gregors des Großen (590–604) zurück, ist also nahezu 1500 Jahre alt.
Nach der Liturgiereform im Anschluß an das Zweite Vatikanische Konzil kam es bald zu Mißbräuchen in der Ausführung der liturgischen Bestimmungen. Eine weit verbreitete Entsakralisierung in der Kirche war die Folge. Die Einheit der liturgischen Feier, wie sie bis dahin den Erdkreis umspannt hatte, wurde eingetauscht gegen oft subjektive und banale Formen. Die Entsprechung zwischen Glaubensgut und Glaubensfeier, die bis dahin die katholische Kirche zu einer Weltkirche gemacht hatte, wurde weitgehend zerstört oder verdunkelt. Während man vorher beim Besuch der Heiligen Messen einem verbindlichen Ritus begegnete, der von der Person des Priesters unabhängig, den erhöhten Herrn in den Mittelpunkt stellte, wurde in der liturgischen Praxis – in Mißachtung der Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils – nun der Mensch und seine Ideen, vor allem aber die Personen des Priesters und der liturgisch Handelnden in den Mittelpunkt gerückt. Äußeres Merkmal dieser Entwicklung war die Zuwendung des Priesters während der Hl. Messe zur Gemeinde. Obwohl vom Konzil an keiner Stelle geboten (!), setzte sich die neue Zelebrationsweise durch. Vielfach wurde nun die Anbetung Gottes und die Ausrichtung von Priester und Gemeinde zu Ihm eingetauscht zu einem Dialog zwischen Priester und Gemeinde.
Ähnlich verhielt es sich bei der Zulassung der Landessprache für die Liturgie. Auch hier schrieb das Konzil nichts vor, sondern gestattete lediglich den Gebrauch der Landessprache. Bei aller positiven Wertschätzung der Verständlichkeit der liturgischen Texte war jedoch damit ein Einfallstor für subjektive Veränderungen und Abweichungen von den verbindlichen Texten gegeben. Die Folge war, daß heute in beinahe jeder Kirche der katholischen Welt, die Liturgie in verschiedener Weise gefeiert wird, daß sich nur wenige Priester treu an das Meßbuch halten und damit das aufgegeben wurde, was man in jeder anderen monotheistischen Weltreligion bis heute findet: einen einheitlichen Ausdruck des gemeinsamen Glaubens. Denn auch Juden und Moslems kennen in ihren Gottesdiensten weltweit den verbindlichen Gebrauch des Hebräischen und Arabischen, was diesen Religion mittlerweile mehr internationale Identität verleiht als den katholischen Christen, die sich über 1000 Jahre weltweit in einer einheitlichen Liturgie beheimatet wußten. Regelmäßige Aufrufe des Heiligen Stuhls, die liturgische Ordnung zu wahren, gingen meist ins Leere.
Es war dann Joseph Cardinal Ratzinger, der seit dem Beginn der 1980er Jahre immer wieder einklagte, daß es zu einer liturgischen Erneuerung kommen müsse. Denn er sah als Präfekt der Glaubenskongregation nicht zuletzt das Glaubensgut in Gefahr, ist doch die Folge einer subjektiven Liturgie letztlich auch der subjektive und nicht verbindliche Glaube. Dabei betonte er stets die Wichtigkeit der Zelebrationsrichtung nach Osten bzw. zum Kreuz, in der die gemeinsame anbetende Haltung der Gläubigen und des Priesters – ähnlich einer Prozession – zum auferstandenen und erhöhten Herrn. Die mißverständliche und polemische Rede von der Stellung des Priesters „mit dem Rücken zum Volk“ übersieht, daß das Zentrale der Liturgie nicht das Gespräch des Priesters mit der Gemeinde ist, sondern das gemeinsame Sprechen mit Gott, der daher auch die gemeinsame Zuwendung verlangt. Dies ist im übrigen bis heute auch die Art und Weise der Ostkirche Liturgie zu feiern.
Bei den Bemühungen Cardinal Ratzingers um die Liturgie entwickelte er vor einigen Jahren bei einem liturgiewissenschaftlichen Kongreß den Begriff der „Reform der Reform“. Darin forderte er eine Erneuerung der Liturgie der Kirche aus dem Geist der Tradition und die Neuentwicklung eines einheitlichen Ritus für die ganze Kirche. Statt vieler verschiedenen Wahlmöglichkeiten solle das Meßbuch wieder verbindlicher werden und damit das wieder möglich werden, was die Kirche bis in die 1960er Jahre dahin stark gemacht hatte: das weltweite Beten der Christen in gemeinsamen und verbindlichen Formen, ausgerichtet auf Gott und in Sakraliät, d.h. in äußeren Riten und Vollzügen, die die Heiligkeit Gottes und nicht die Begrenztheit des Menschen und seiner Meinungen durchscheinen lassen. Dabei sollte auch die lateinische Kultsprache und der Gesang des Gregorianischen Chorals, den das Konzil den „der Liturgie eigenen Gesang“ nennt, mehr Raum bekommen.
Im Zuge dieser Überlegungen und auch weil die Nachfrage nach seiner Zelebration weltweit vor allem unter jungen Leuten ansteigt, hat der Heilige Vater nun am 7.Juli 2007 die allgemeine Wiederzulassung des klassischen römischen Ritus verfügt. Er soll als außerordentliche Art und Weise (Usus extraordinarius) die Heilige Messe zu feiern gleichberechtigt neben dem neuen Ritus (Usus ordinarius) stehen. Jeder Priester hat weltweit die Möglichkeit ohne Sondergenehmigung (!) diesen Ritus zu zelebrieren und auch Gläubige dazu einzuladen.
Mit dieser Regelung will der Papst keineswegs hinter das Konzil zurück. Vielmehr ist dabei die Einsicht leitend, daß man zu keiner wirklich fruchtbaren liturgischen Erneuerung der Kirche kommen kann, wenn man den Ritus, in dem die Heilige Messe auf der ganzen Welt über 1500 Jahre gefeiert wurde, sozusagen ächtet und so tut, als hätte es ihn nie gegeben. Der Papst hatte schon in seinen Ausführungen als Theologe mehrfach betont, daß sich eine Institution wie die Kirche im Dialog mit anderen kulturellen Institutionen und auch mit den anderen Religionen unglaubwürdig macht, wenn sie plötzlich die äußeren Formen ihrer Gottesverehrung, die sie über Jahrhunderte geprägt und groß gemacht haben, die Kunst und Kultur, Missionare, Heilige und Märtyrer hervorgebracht haben, wegschließt und ihren Vollzug beinahe unter Strafe stellt.
Und also versteht der Heilige Vater die Wiederzulassung der klassischen römischen (tridentinischen) Liturgie nicht als ein Zurück in die Zeit vor dem Konzil, sondern – ganz im Gegenteil – als einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Liturgie am Beginn des Zweiten Jahrtausends. Die praktische Feier der „Alten Messe“ soll dazu verhelfen, die Wesensmomente der Liturgie – Heiligkeit, Objektivität – neu zu entdecken und die Tradition als Maßstab für eine Erneuerung der Liturgie zu verstehen. Denn das, was in der alten Liturgie galt, gilt prinzipiell auch für die nachkonziliare Liturgie. Es ist nur durch Mißbräuche und Mißverständnisse aus den Augen geraten. Daher soll durch Zelebration des alten Ritus ein neues Verständnis für den Sinn der liturgischen Handlung entstehen und eine Art Selbstreinigungsprozeß eingeleitet werden, bei dem alle Gläubigen die Heiligkeit Gottes und Seiner verborgenen Gegenwart unter uns neu entdecken und für ihr Leben fruchtbar machen. Die Wiederzulassung der „Alten Messe“ ist also kein Abstandnehmen vom Konzil, sondern der Versuch des Papstes, nach einer 40-jährigen Geschichte von Mißbräuchen und Mißverständnissen, die Wurzeln der Liturgie der Kirche neu zu entdecken und sie für eine Liturgie der Zukunft fruchtbar zu machen.
Zwar sind die Reaktionen auf die Weisung des Papstes unterschiedlich und vielfach von Unverständnis und Polemik geprägt. Insgesamt ist jedoch schon in den ersten Wochen nach Veröffentlichung des Motu proprio weltweit das Interesse an der klassischen römischen Liturgie gestiegen und auch unter solchen Gläubigen wach geworden, die man bisher nicht zu den sogenannten Traditionalisten zählen konnte. Nicht zuletzt hat man in den orthodoxen Ostkirchen die Initiative des Papstes gelobt, weil man in der klassischen Liturgie des Westen eine weitaus gleichberechtigte Entsprechung zur eigenen Liturgie und Spiritualität findet, als in einer Liturgie, die in der täglichen Praxis oft mehr einem protestantischen Gottesdienst ähnelt.
Darin bestätigt sich, daß der Heilige Vater nicht die Zeit vor dem Konzil wiederbeleben will, sondern – im Gegenteil – das gemeinsame liturgische Erbe von Ost- und Westkirche in die Zukunft tragen möchte, also das Anliegen des Konzils einer wirklichen Erneuerung der Liturgie in ihrer Feier und im Bewußtsein der Gläubigen nach vorne bringen will.
Um nun dem Anliegen des Papstes Gehör zu schenken, wird auch bei uns ab dem Ersten Advent 2007 montags und samstags eine Heilige Messe im klassischen römischen Ritus gefeiert werden. Montags um 18.30 Uhr und samstags um 9.00 Uhr werden, beginnend mit dem 3. Dezember 2007, diese beiden zusätzlichen Meßfeiern am Hochaltar von St. Marien zelebriert. Die Liturgiesprache ist Latein. Für den Mitvollzug der Liturgie liegen in der Kirchen Heftchen mit einem deutsch-lateinischen Meßverlauf aus. Sie sind auch zum Preis von 0,50 € in der Sakristei zu erwerben. Zusätzlich wird es noch Übersetzungen der jeweiligen Tagesgebete geben. Die Wortverkündigung in Lesung und Evangelium wird in Deutsch erfolgen. Diese Möglichkeit hat der Heilige Vater eigens eingeräumt. Die Heilige Kommunion wird im tridentinischen Ritus grundsätzlich nur als Mundkommunion ausgeteilt, die am kniend an einer aufgestellten Kommunionbank empfängt. Eine Spendung der Hl. Kommunion in die Hand ist daher nicht gestattet, weil es nicht zu einer Vermischung der Riten kommen soll. Wem das Knien beim Kommunionempfang nicht möglich ist, kann selbstverständlich auch stehend die Mundkommunion empfangen. Wer sich mit der Mundkommunion schwer tut, möge bedenken, daß sie eine zweifache Bedeutung hat: 1. wird bei ihr die Verunehrung von kleinen Partikeln des Allerheiligsten vermieden und 2. kommt in ihr eher zum Ausdruck, daß der Heilige Leib des Herrn nichts Gewöhnliches ist, das ich mir selbst nehmen kann, sondern etwas, das – als größtes aller Geschenke – mir vor dem höchsten Gott knieend gespendet wird. Ähnlich wird ja auch z.B. ein Verdienstorden nicht in die Hand des Ausgezeichneten überreicht, sondern ihm (passiv) umgelegt oder angeheftet.
Die Hl. Messe wird mit Gregorianischem Choral gefeiert. Für die liturgische Ordnung der Meßfeier im außerordentliche Ritus gilt ein eigener Kalender, der hier und da vom neuen Kalender abweicht. Unter dem Link „Missa Tridentina“ findet man künftig die konkrete Ankündigung der Tagesliturgie auf unserer Webseite.
Alle Pfarrangehörige und Freunde von St. Gertrud sind eingeladen, den klassischen römischen Ritus der Hl. Messe neu zu entdecken und mitzufeiern. Sollten Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich bitte an Pfarrer Rodheudt.
Am 7. Juli 2007 hat unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI, in seinem von ihm selbst verfaßten Schreiben (motu proprio) „Summorum Pontificum“ den bis 1969 in der Kirche allgemein verbindlichen Ritus der Hl. Messe wieder dem allgemeinen Gebrauch geöffnet. Man nennt diesen klassischen römischen Ritus auch den „Tridentinischen Ritus“, weil er seine letzte große Reform durch den Konzil von Trient (1545–1563) erfahren hat. Im wesentlichen geht aber die Art und Weise (usus) die Heilige Messe nach dem tridentinischen Meßbuch zu feiern, auf die Zeit Papst Gregors des Großen (590–604) zurück, ist also nahezu 1500 Jahre alt.
Nach der Liturgiereform im Anschluß an das Zweite Vatikanische Konzil kam es bald zu Mißbräuchen in der Ausführung der liturgischen Bestimmungen. Eine weit verbreitete Entsakralisierung in der Kirche war die Folge. Die Einheit der liturgischen Feier, wie sie bis dahin den Erdkreis umspannt hatte, wurde eingetauscht gegen oft subjektive und banale Formen. Die Entsprechung zwischen Glaubensgut und Glaubensfeier, die bis dahin die katholische Kirche zu einer Weltkirche gemacht hatte, wurde weitgehend zerstört oder verdunkelt. Während man vorher beim Besuch der Heiligen Messen einem verbindlichen Ritus begegnete, der von der Person des Priesters unabhängig, den erhöhten Herrn in den Mittelpunkt stellte, wurde in der liturgischen Praxis – in Mißachtung der Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils – nun der Mensch und seine Ideen, vor allem aber die Personen des Priesters und der liturgisch Handelnden in den Mittelpunkt gerückt. Äußeres Merkmal dieser Entwicklung war die Zuwendung des Priesters während der Hl. Messe zur Gemeinde. Obwohl vom Konzil an keiner Stelle geboten (!), setzte sich die neue Zelebrationsweise durch. Vielfach wurde nun die Anbetung Gottes und die Ausrichtung von Priester und Gemeinde zu Ihm eingetauscht zu einem Dialog zwischen Priester und Gemeinde.
Ähnlich verhielt es sich bei der Zulassung der Landessprache für die Liturgie. Auch hier schrieb das Konzil nichts vor, sondern gestattete lediglich den Gebrauch der Landessprache. Bei aller positiven Wertschätzung der Verständlichkeit der liturgischen Texte war jedoch damit ein Einfallstor für subjektive Veränderungen und Abweichungen von den verbindlichen Texten gegeben. Die Folge war, daß heute in beinahe jeder Kirche der katholischen Welt, die Liturgie in verschiedener Weise gefeiert wird, daß sich nur wenige Priester treu an das Meßbuch halten und damit das aufgegeben wurde, was man in jeder anderen monotheistischen Weltreligion bis heute findet: einen einheitlichen Ausdruck des gemeinsamen Glaubens. Denn auch Juden und Moslems kennen in ihren Gottesdiensten weltweit den verbindlichen Gebrauch des Hebräischen und Arabischen, was diesen Religion mittlerweile mehr internationale Identität verleiht als den katholischen Christen, die sich über 1000 Jahre weltweit in einer einheitlichen Liturgie beheimatet wußten. Regelmäßige Aufrufe des Heiligen Stuhls, die liturgische Ordnung zu wahren, gingen meist ins Leere.
Es war dann Joseph Cardinal Ratzinger, der seit dem Beginn der 1980er Jahre immer wieder einklagte, daß es zu einer liturgischen Erneuerung kommen müsse. Denn er sah als Präfekt der Glaubenskongregation nicht zuletzt das Glaubensgut in Gefahr, ist doch die Folge einer subjektiven Liturgie letztlich auch der subjektive und nicht verbindliche Glaube. Dabei betonte er stets die Wichtigkeit der Zelebrationsrichtung nach Osten bzw. zum Kreuz, in der die gemeinsame anbetende Haltung der Gläubigen und des Priesters – ähnlich einer Prozession – zum auferstandenen und erhöhten Herrn. Die mißverständliche und polemische Rede von der Stellung des Priesters „mit dem Rücken zum Volk“ übersieht, daß das Zentrale der Liturgie nicht das Gespräch des Priesters mit der Gemeinde ist, sondern das gemeinsame Sprechen mit Gott, der daher auch die gemeinsame Zuwendung verlangt. Dies ist im übrigen bis heute auch die Art und Weise der Ostkirche Liturgie zu feiern.
Bei den Bemühungen Cardinal Ratzingers um die Liturgie entwickelte er vor einigen Jahren bei einem liturgiewissenschaftlichen Kongreß den Begriff der „Reform der Reform“. Darin forderte er eine Erneuerung der Liturgie der Kirche aus dem Geist der Tradition und die Neuentwicklung eines einheitlichen Ritus für die ganze Kirche. Statt vieler verschiedenen Wahlmöglichkeiten solle das Meßbuch wieder verbindlicher werden und damit das wieder möglich werden, was die Kirche bis in die 1960er Jahre dahin stark gemacht hatte: das weltweite Beten der Christen in gemeinsamen und verbindlichen Formen, ausgerichtet auf Gott und in Sakraliät, d.h. in äußeren Riten und Vollzügen, die die Heiligkeit Gottes und nicht die Begrenztheit des Menschen und seiner Meinungen durchscheinen lassen. Dabei sollte auch die lateinische Kultsprache und der Gesang des Gregorianischen Chorals, den das Konzil den „der Liturgie eigenen Gesang“ nennt, mehr Raum bekommen.
Im Zuge dieser Überlegungen und auch weil die Nachfrage nach seiner Zelebration weltweit vor allem unter jungen Leuten ansteigt, hat der Heilige Vater nun am 7.Juli 2007 die allgemeine Wiederzulassung des klassischen römischen Ritus verfügt. Er soll als außerordentliche Art und Weise (Usus extraordinarius) die Heilige Messe zu feiern gleichberechtigt neben dem neuen Ritus (Usus ordinarius) stehen. Jeder Priester hat weltweit die Möglichkeit ohne Sondergenehmigung (!) diesen Ritus zu zelebrieren und auch Gläubige dazu einzuladen.
Mit dieser Regelung will der Papst keineswegs hinter das Konzil zurück. Vielmehr ist dabei die Einsicht leitend, daß man zu keiner wirklich fruchtbaren liturgischen Erneuerung der Kirche kommen kann, wenn man den Ritus, in dem die Heilige Messe auf der ganzen Welt über 1500 Jahre gefeiert wurde, sozusagen ächtet und so tut, als hätte es ihn nie gegeben. Der Papst hatte schon in seinen Ausführungen als Theologe mehrfach betont, daß sich eine Institution wie die Kirche im Dialog mit anderen kulturellen Institutionen und auch mit den anderen Religionen unglaubwürdig macht, wenn sie plötzlich die äußeren Formen ihrer Gottesverehrung, die sie über Jahrhunderte geprägt und groß gemacht haben, die Kunst und Kultur, Missionare, Heilige und Märtyrer hervorgebracht haben, wegschließt und ihren Vollzug beinahe unter Strafe stellt.
Und also versteht der Heilige Vater die Wiederzulassung der klassischen römischen (tridentinischen) Liturgie nicht als ein Zurück in die Zeit vor dem Konzil, sondern – ganz im Gegenteil – als einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Liturgie am Beginn des Zweiten Jahrtausends. Die praktische Feier der „Alten Messe“ soll dazu verhelfen, die Wesensmomente der Liturgie – Heiligkeit, Objektivität – neu zu entdecken und die Tradition als Maßstab für eine Erneuerung der Liturgie zu verstehen. Denn das, was in der alten Liturgie galt, gilt prinzipiell auch für die nachkonziliare Liturgie. Es ist nur durch Mißbräuche und Mißverständnisse aus den Augen geraten. Daher soll durch Zelebration des alten Ritus ein neues Verständnis für den Sinn der liturgischen Handlung entstehen und eine Art Selbstreinigungsprozeß eingeleitet werden, bei dem alle Gläubigen die Heiligkeit Gottes und Seiner verborgenen Gegenwart unter uns neu entdecken und für ihr Leben fruchtbar machen. Die Wiederzulassung der „Alten Messe“ ist also kein Abstandnehmen vom Konzil, sondern der Versuch des Papstes, nach einer 40-jährigen Geschichte von Mißbräuchen und Mißverständnissen, die Wurzeln der Liturgie der Kirche neu zu entdecken und sie für eine Liturgie der Zukunft fruchtbar zu machen.
Zwar sind die Reaktionen auf die Weisung des Papstes unterschiedlich und vielfach von Unverständnis und Polemik geprägt. Insgesamt ist jedoch schon in den ersten Wochen nach Veröffentlichung des Motu proprio weltweit das Interesse an der klassischen römischen Liturgie gestiegen und auch unter solchen Gläubigen wach geworden, die man bisher nicht zu den sogenannten Traditionalisten zählen konnte. Nicht zuletzt hat man in den orthodoxen Ostkirchen die Initiative des Papstes gelobt, weil man in der klassischen Liturgie des Westen eine weitaus gleichberechtigte Entsprechung zur eigenen Liturgie und Spiritualität findet, als in einer Liturgie, die in der täglichen Praxis oft mehr einem protestantischen Gottesdienst ähnelt.
Darin bestätigt sich, daß der Heilige Vater nicht die Zeit vor dem Konzil wiederbeleben will, sondern – im Gegenteil – das gemeinsame liturgische Erbe von Ost- und Westkirche in die Zukunft tragen möchte, also das Anliegen des Konzils einer wirklichen Erneuerung der Liturgie in ihrer Feier und im Bewußtsein der Gläubigen nach vorne bringen will.
Um nun dem Anliegen des Papstes Gehör zu schenken, wird auch bei uns ab dem Ersten Advent 2007 montags und samstags eine Heilige Messe im klassischen römischen Ritus gefeiert werden. Montags um 18.30 Uhr und samstags um 9.00 Uhr werden, beginnend mit dem 3. Dezember 2007, diese beiden zusätzlichen Meßfeiern am Hochaltar von St. Marien zelebriert. Die Liturgiesprache ist Latein. Für den Mitvollzug der Liturgie liegen in der Kirchen Heftchen mit einem deutsch-lateinischen Meßverlauf aus. Sie sind auch zum Preis von 0,50 € in der Sakristei zu erwerben. Zusätzlich wird es noch Übersetzungen der jeweiligen Tagesgebete geben. Die Wortverkündigung in Lesung und Evangelium wird in Deutsch erfolgen. Diese Möglichkeit hat der Heilige Vater eigens eingeräumt. Die Heilige Kommunion wird im tridentinischen Ritus grundsätzlich nur als Mundkommunion ausgeteilt, die am kniend an einer aufgestellten Kommunionbank empfängt. Eine Spendung der Hl. Kommunion in die Hand ist daher nicht gestattet, weil es nicht zu einer Vermischung der Riten kommen soll. Wem das Knien beim Kommunionempfang nicht möglich ist, kann selbstverständlich auch stehend die Mundkommunion empfangen. Wer sich mit der Mundkommunion schwer tut, möge bedenken, daß sie eine zweifache Bedeutung hat: 1. wird bei ihr die Verunehrung von kleinen Partikeln des Allerheiligsten vermieden und 2. kommt in ihr eher zum Ausdruck, daß der Heilige Leib des Herrn nichts Gewöhnliches ist, das ich mir selbst nehmen kann, sondern etwas, das – als größtes aller Geschenke – mir vor dem höchsten Gott knieend gespendet wird. Ähnlich wird ja auch z.B. ein Verdienstorden nicht in die Hand des Ausgezeichneten überreicht, sondern ihm (passiv) umgelegt oder angeheftet.
Die Hl. Messe wird mit Gregorianischem Choral gefeiert. Für die liturgische Ordnung der Meßfeier im außerordentliche Ritus gilt ein eigener Kalender, der hier und da vom neuen Kalender abweicht. Unter dem Link „Missa Tridentina“ findet man künftig die konkrete Ankündigung der Tagesliturgie auf unserer Webseite.
Alle Pfarrangehörige und Freunde von St. Gertrud sind eingeladen, den klassischen römischen Ritus der Hl. Messe neu zu entdecken und mitzufeiern. Sollten Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich bitte an Pfarrer Rodheudt.
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Interview von "Cathwalk" mit Pfarrer Dr. Rodheudt hier
Interview von UNA-VOCE-Korrespondenz mit Pfarrer Dr. Rodheudt hier
Links im Zusammenhang mit dem Außerordentlichen Usus der Hl. Messe:
Pro Missa Tridentina e.V.
Motu Proprio: Summorum Pontificum
Introibo.net - Infos und Termine rund um die "Missa Tridentina"
Interview von UNA-VOCE-Korrespondenz mit Pfarrer Dr. Rodheudt hier
Links im Zusammenhang mit dem Außerordentlichen Usus der Hl. Messe:
Pro Missa Tridentina e.V.
Motu Proprio: Summorum Pontificum
Introibo.net - Infos und Termine rund um die "Missa Tridentina"